Asmania in Zürich beim feministischen Streik
Daniel Rihs
Blogbeitrag vom 29.06.2023

Asmanias Kampf für Klimagerechtigkeit

Asmanias Kampf für Klimagerechtigkeit

Im Juni war Asmania, die mit ihrer Familie auf der indonesischen Insel Pari lebt, zu Besuch in der Schweiz. Sie kämpft gemeinsam mit anderen Inselbewohner:innen für Klimagerechtigkeit. In diesem Blog erzählt sie von ihren Eindrücken, der erlebten Solidarität und von ihrer Kraft, die sie mitnimmt auf die Insel Pari, die durch den Klimawandel vom Untergang bedroht ist.

Ein Blog von Asmania, Klägerin der indonesischen Insel Pari Aufgezeichnet wurde der Blog von Cybèle Schneider, Fachperson Klimagerechtigkeit und übersetzt von Parid Ridwanudin, Climate Justice Campaigner bei Walhi

«Mein Name ist Asmania. Ich komme von der Insel Pari in Indonesien. Die Klimakrise bedroht unser Leben. Unsere Insel versinkt im Meer. Die Kinder können nicht mehr zur Schule gehen, und die Frauen leiden, weil sie härter arbeiten müssen als früher. Ich habe mit drei anderen Bewohnern der Insel Pari gegen das Unternehmen Holcim eine Klage eingereicht. Holcim ist einer der grössten CO2-Emittenten der Welt. Wir fordern, dass Holcim eine Mitverantwortung übernimmt für unsere Schäden und für die grosse Belastung, die wir Frauen dort erfahren. Wir fordern Geschlechtergerechtigkeit und Klimagerechtigkeit. There is no climate justice without gender justice. Es lebe die Frauenbewegung. #savepulaupari.” 

Diese kurze Rede hielt ich am feministischen Streik vom 14. Juni in Zürich vor Tausenden von Menschen, gemeinsam mit zwei Klimaseniorinnen. Die Ansprache war eine von vielen auf unserer zweiwöchigen Reise durch die Schweiz und durch Deutschland. Zusammen mit Edi, einem der anderen drei Kläger aus Pari, sowie zwei Vertreter:innen von «Walhi-Friends oft the Earth», einer der ältesten Naturschutzorganisation Indonesiens, waren wir nach Europa gereist, um mit der deutschen Organisation ECCHR und HEKS an der Bonner Klimakonferenz teilzunehmen. In Norddeutschland besuchten wir unter anderem die vom Meeresspiegelanstieg bedrohte Insel Pellworm, auf der zwei junge Frauen leben, die erfolgreich gegen den deutschen Staat geklagt haben. In der Schweiz trafen wir Nationalrät:innen im Bundeshaus, sprachen mit diversen Medien, traten in der Kirchgemeinde Johannes in Bern auf und tauschten uns mit Vertreter:innen von NGOs und der Zivilgesellschaft aus. 

Grenzenlose Solidarität in der Klimakrise

Die Reise war für mich wie ein Traum: Ich kam von der kleinen Insel Pari nach Europa und wurde mit einer überwältigenden Solidarität im Kampf für Klimagerechtigkeit empfangen. Besonders bewegt haben mich die Begegnungen mit Sophie und Silke Backsen, den beiden Klimaklägerinnen der Insel Pellworm, sowie mit Elisabeth Stern und Marion Wagner, den beiden Schweizer Klimaseniorinnen. Diese haben mir aufgezeigt, dass von Jung bis Alt und über die Landesgrenzen hinweg Menschen vor Gericht gehen, um sich gegen die Klimakrise zu wehren – hier besonders Frauen. Trotz der grossen geografischen Distanz zwischen uns haben wir dasselbe Ziel, das uns stark verbindet. Gemeinsam fordern wir Klimagerechtigkeit, und dass Staaten und Unternehmen endlich ihre Emissionen reduzieren und ihre Verantwortung für den Klimawandel wahrnehmen. Auch der Austausch mit den Schweizer Nationalrät:innen im Bundeshaus war ein wichtiger Moment für mich und ein starkes Zeichen der Solidarität zwischen Nord und Süd. Das Gefühl dieser globalen Solidarität möchte ich mit nach Hause nehmen, um damit mehr Menschen und insbesondere junge Menschen im Kampf gegen die Klimakrise zu mobilisieren. 
Ich traf in der Schweiz viele Kinder und Jugendliche, die sich für globale Klimagerechtigkeit einsetzen. Das möchte ich zuhause den jungen Menschen weitergeben. Ich werde darum rund um Jakarta verschiedene Schulen besuchen und ihnen vom Kampf der Insel Pari gegen die Klimakrise erzählen. Denn ich mache mir grosse Sorgen um meine drei Kinder und ihre Zukunft. 
 

Die Menschen laufen alle so schnell

Ich bin voller Eindrücke von diesen zwei Wochen in der Schweiz und in Deutschland. Vieles war mir fremd. Das Leben hier läuft ganz anders ab als auf Pari. Die Menschen laufen alle so schnell. Wir sind uns das nicht gewohnt. Auch, dass die Züge so gut miteinander vernetzt und immer pünktlich sind. Es gibt hier andere Lebensmittel, und die Mahlzeiten sind deutlich weniger scharf. Die Geschäfte haben sonntags geschlossen. Das wäre in Indonesien nicht vorstellbar, dort hat immer irgendwo ein Laden offen. 
Nach diesen zwei sehr intensiven Wochen mit unzähligen bewegenden und motivierenden Momenten freue ich mich, zurück auf die Insel Pari zu gehen, insbesondere darauf, meine Kinder wieder in die Arme zu schliessen und meiner Frauengruppe und der ganzen Insel von meinen Erfahrungen aus Europa zu erzählen.  

Wir können handeln

Die Klimakrise ist schlimm, sie droht unsere und viele andere Inseln im Meer verschwinden zu lassen. Aber noch ist es nicht zu spät. Die CO2 - Emissionen können reduziert werden. Genau das wird den Unterschied ausmachen, für meine Kinder, für viele Menschen und auch für mich. Lasst uns in globaler Solidarität zusammenstehen und dafür kämpfen, dass uns die Klimakrise nicht unsere Existenz raubt. 
Lasst uns nicht untergehen. Save Pulau Pari!

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