Bild von Olha Yakubenko und ihre Tochter Angelina
HEKS
Blogbeitrag von Jenya Lavicka vom 20.06.2023

Erste Schritte in einem neuen Leben

Erste Schritte in einem neuen Leben

Vor rund einem halben Jahr übernahm ich die Leitung der neuen «Koordinationsstelle Flucht und Ankommen Kanton Basel-Landschaft». In dieser Zeit habe ich viele geflüchtete Menschen aus der Ukraine kennengelernt. Die meisten von ihnen sind Mütter und ihre Kinder. Zum Beispiel auch Olha Yakubenko und ihre Tochter Angelina, deren Geschichte mich sehr berührt.

Meine Aufgabe als Leiterin der neuen Koordinationsstelle ist es, die Vernetzung zwischen Fachleuten aus Kirchgemeinden, Sozialarbeiter:innen und sozialen Institutionen sowie anderen Akteur:innen, die geflüchtete Menschen unterstützen, zu fördern. Durch diese Verbindung und die verbesserte Kommunikation untereinander können Geflüchtete im Kanton Basel-Landschaft optimal von den vorhandenen Angeboten profitieren.
Porträtbild Jenya Lavicka
Jenya  Lavicka

Jenya Lavicka leitet die «Koordinationsstelle Flucht und Ankommen» der HEKS-Geschäftsstelle beider Basel.

In den letzten Monaten hatte ich zahlreiche Kontakte mit Geflüchteten aus der Ukraine. Zum Beispiel auch mit Olha Yakubenko. Wir begegneten uns an einer Informationsveranstaltung zum Status-S des Vereins «Ukrainer in Basel». Zu diesem Zeitpunkt erlebte ich Olha sehr erschöpft von den ganzen Strapazen. Olha musste mit ihrer Tochter aus Kiew fliehen, als die Stadt von den russischen Truppen bombardiert wurde. Ihre sechsjährige Tochter Angelina, die an Epilepsie erkrankt ist, sass in einem Kinderwagen. Nach einer Gehirnoperation im September 2021 konnte Angelina kaum mehr gehen, und es fiel ihr schwer zu sprechen. Die häufigen epileptischen Anfälle verzögerten die Entwicklung des Mädchens.

Sie wurde wie eine Patin für uns in der Schweiz.

Nach ihrer Ankunft in der Schweiz wohnten Olha und ihre Tochter in einer Privatunterkunft bei Sibylle Fräulin, einer 67-jährigen Frau aus Pratteln. Sie blieben sieben Monate in Sibylles Haus, wo sie sich von der Angst und dem Schrecken des Krieges erholen konnten. «Sie wurde wie eine Patin für uns in der Schweiz», erzählte mir Olha. «Sie umgab uns mit ihrer Fürsorge, bot ihre Unterstützung an und vor allem umsorgte sie uns mit ihrer Aufmerksamkeit. Das hat uns geholfen, wieder Mut zu schöpfen und Pläne für die Zukunft zu machen.»

Angelina wurde in der Heilpädagogischen Schule Münchenstein eingeschult. Sie geht gerne zur Schule und fühlt sich dort wohl. Um die Zahl der epileptischen Anfälle zu verringern, verschrieb ihr der Kinderarzt Medikamente. Dank eines speziellen Rollators kann Angelina sogar wieder selbständig gehen. Seit ihrer Einschulung hat sie grosse Fortschritte gemacht. Das gibt Olha die Möglichkeit, Dinge zu tun, für die sie vorher keine Zeit hatte.

Koordinationsstelle_geflüchtete_Ukrainerinnen_Baselland
Projekt Baselland
Koordinationsstelle Flucht und Ankommen

Die Koordinationsstelle vernetzt Geflüchtete, Unterstützungspersonen, Kirchgemeinden und relevante Angebote miteinander. Dadurch wird ein Beitrag zur rascheren Integration von Geflüchteten geleistet.

Ich wollte mich in irgendeiner Weise nützlich machen.

Mittlerweile leben Mutter und Tochter in einer eigenen Wohnung in Bubendorf. Da Olha gut Englisch spricht, bot sie der Gemeinde ihre Hilfe bei Übersetzungen für Ukrainer:innen an, die weder Englisch noch Deutsch sprechen. «Das ist für mich selbstverständlich,» sagte sie mir in einem Gespräch. «Die Schweiz hat uns so unglaublich unterstützt. Ich will mich in irgendeiner Weise nützlich machen.» Olha Yakubenko studierte in der Ukraine Wirtschaftswissenschaften und absolvierte später eine Weiterbildung in Kunst- und Ernährungstherapie. Um in der Schweiz eine Arbeitsstelle zu finden, lernt sie nun fleissig Deutsch.

Infolge des Krieges kamen mehr als 70 000 Ukrainer:innen in die Schweiz. Im Kanton Basel-Landschaft leben etwas über 2330 Geflüchtete mit Status-S. 31 Prozent von ihnen sind Frauen im Alter von 25 bis 54 Jahren und 28 Prozent sind Kinder unter 15 Jahren. Viele von ihnen wurden bei Gastfamilien untergebracht. Daraus entstanden viele Freundschaften, wie sie auch heute noch zwischen Olha Yakubenko, ihrer Tochter Angelina und Sibylle Fräulin besteht.

 

Weitere Informationen über die Nothilfe in der Ukraine

 

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