«Auf einmal ist alles weggebrochen»

Umagovri V. hat in ihrem Leben viele Kriege und Krisen erlebt. 2009 musste die heute 47-Jährige vor dem Krieg in Sri Lanka flüchten. Hier in der Schweiz baut sie sich langsam ein neues Leben auf. Dann kam die Pandemie und alles stand wieder still.

«Wenn Uma den Raum betritt, dann geht die Sonne auf», sagt Regula Rickenbacher, die Programmleiterin von «HEKS Visite» der Geschäftsstelle Aargau/Solothurn. Doch für Umagovri V. schien die Sonne nicht immer. Die 47-Jährige hat ein Leben hinter sich, das von Krieg und Flucht geprägt ist. Nach sechs Jahren der Schwebe in Indien suchte sie 2015 Schutz in der Schweiz. Hier machten ihr vor allem die neue Sprache und die Einsamkeit zu schaffen. In dieser Zeit beginnt sie, kunstvolle Karten mit bunten Blumen und Schmetterlingen zu basteln. «Schmetterlinge sind ein Symbol der Freiheit», sagt sie.
Betroffen von Corona
Corina Flühmann

Ich wurde stumm, ich konnte nicht sagen, wie es mir ging oder was ich gebraucht hätte.

Ein neues Leben aufgebaut

Doch Umagovri V. lässt sich nicht unterkriegen. Sie lernt schnell Deutsch und absolviert eine Ausbildung zur Spielgruppenleiterin. «HEKS Visite» unterstützt sie dabei. Nach drei Jahren schliesst sie diese erfolgreich ab und kann an zwei Vormittagen in einer Spielgruppe arbeiten. Schritt für Schritt baut sie sich ein neues Leben auf. Sie besucht regelmässig einen Frauentreff in Aarau und auch im HEKS-Programm «Neue Gärten» engagiert sie sich als Freiwillige für Geflüchtete. Uma ist angekommen.

Auf einmal ist alles weggebrochen, was mir Halt geboten hat. Mit einem Schlag konnte ich nicht mehr arbeiten, keine Menschen mehr sehen.

Stillstand in der Pandemie

Doch kaum hat sie ihre Ausbildung abgeschlossen, erreicht die Corona-Pandemie auch die Schweiz. «Der Frauentreff und die Gruppentreffen von «HEKS Visite» fanden nicht mehr statt und das Yoga, das wichtig ist für meine Gesundheit, konnte nicht mehr durchgeführt werden.» Auch dem Online-Deutschkurs konnte sie ohne Laptop nicht folgen. Alte Erinnerungen brachen auf, die Einsamkeit und die langen Tage kehrten zurück, von denen sie sich mit viel Kraft endlich befreit hatte.

Wieder zurück in die Normalität

Sie besinnt sich zurück auf das, was ihr damals während der schwierigen Zeit in der Schweiz geholfen hat: Sie bastelt viel oder geht in der Natur spazieren. Auch HEKS unterstützt sie so gut es geht. Mit wöchentlichen Anrufen und geführten WhatsApp-Gesprächsrunden versuchen die Programmmitarbeitenden mit den Visite-Teilnehmer:innen in Kontakt zu bleiben. Nach dem ersten Lockdown, kehrt nur langsam wieder ein normaler Alltag zurück. Und für Umagovri V. hat sich eine neue Chance ergeben: Die Spielgruppenleitung in Zofingen ist so zufrieden mit ihrer Arbeit, dass sie kommenden Sommer einen halben Tag mehr arbeiten kann. 

Wege zurück in die Normalität nach Corona
Corina Flühmann

Nicht für alle sichtbar. Aber für viele Realität.

Sozial benachteiligte Menschen wie Umagovri V. sind von den sozialen Folgen der Corona-Pandemie besonders betroffen. Engagieren Sie sich mit HEKS gegen Armut und Ausgrenzung.

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Die sozialen Folgen der Corona-Pandemie sind für viele Realität
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