Kinder auf den Strassen von Beirut schützen
HEKS/Pascal Mora
Libanon in einer Abwärtsspirale gefangen

HEKS unterstützt die notleidende Bevölkerung

Nothilfe Naher Osten

Der Libanon sieht sich derzeit mit der verheerendsten Wirtschafts- und Finanzkrise seiner modernen Geschichte konfrontiert. Seit 2019 haben die Covid-Pandemie, die verheerende Explosion im Hafen von Beirut 2020 und fehlende politische Stabilität die ohnehin schon prekäre sozioökonomische Lage weiter verschärft und den fragilen sozialen Frieden bedroht, ohne dass eine klare Perspektive in Sicht wäre. Die Spannungen und Feindseligkeiten an der Südgrenze des Libanon zu Israel geben seit dem 7. Oktober Anlass zu noch grösserer Sorge. Die Lebensgrundlagen der Menschen bleiben unsicher, da die Inflation weite Teile der Bevölkerung weiter in die Armut trieb. HEKS engagiert sich mit lokalen Partnerorganisation seit 2012 mit verschiedenen Projekten im Libanon.

 

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Die Lage im Libanon ist schon länger komplex und von geopolitischen Interessenskonflikten beeinflusst. In den vergangenen Jahrzehnten hat das Land mehrere gewaltsame Konflikte erlebt, darunter einen Bürgerkrieg und die israelische und syrische Besatzung. Konflikte in anderen Ländern, etwa der Völkermord in Armeien im Jahr 1915, die Vertreibung der Palstiner:innen   nach der Gründung Israels im Jahr 1948 oder aus Syrien infolge des Bürgerkrieges im Jahr 2011.  Heute ist der Libanon weltweit das Land, das die höchste Anzahl Geflüchtete pro Kopf und Quadratkilometer beherbergt. Darüber hinaus gibt es wegen der jüngsten Eskalation der Feindseligkeiten im Süden des Landes inzwischen mehr als 90 000 Binnenvertriebene. Die Migration verstärkt die ethnische und religiöse Heterogenität des Landes: Muslimische, christliche und drusische Glaubensgemeinschaften sind in mehrere Sekten und Konfessionen gespalten.

Trotz der Auswirkungen des seit 2011 anhaltenden syrischen Bürgerkrieges schien der Libanon noch längere Zeit einigermassen stabil. Das änderte sich jedoch abrupt, als ab 2019 mehrere Krisen das Land an den Rand des Zusammenbruchs brachten. Der Regierung gelangen weder politische noch wirtschaftliche Reformen, in der Folge gingen die ausländischen Investitionen zurück. Das Land erlebte aufgrund von finanzieller Misswirtschaft eine wirtschaftliche Stagnation und zunehmende Arbeitslosigkeit, was zu Protesten führte und die Regierung unter Druck setzte. Die Covid-Pandemie destabilisierte das Land zusätzlich. Die verheerende Explosion von unsachgemäss gelagertem Ammoniumnitrat im Hafen von Beirut im August 2020 verwüstete grosse Teile der Stadt. Dieser Unfall hatte für die betroffenen Haushalte nicht nur Tod und Leid zur Folge, sondern verschärfte zudem die politische und wirtschaftliche Krise im Land.

All diese Faktoren sowie die Inflation und schwindende Erwerbsmöglichkeiten lassen die Gesellschaft äusserst schnell in die Armut abrutschen. Das Brutto-Inlandprodukt von 7500 US-Dollar pro Kopf im Jahr 2019 ist auf 2700 US-Dollar im Jahr 2021 gesunken. Gleichzeitig ist der Anteil armutsbetroffener Familien von 42 auf 82 Prozent gestiegen, wobei 40 Prozent aller Familien in extremer Armut leben.

Seit dem Ausbruch des Gaza-Krieges im Oktober 2023 haben sich die Hisbollah und die israelische Armee immer wieder Gefechte in einem Ausmass und einer Intensität geliefert, wie sie seit den Feindseligkeiten von 2006 nicht mehr zu beobachten waren. Der schwere Raketenbeschuss von Israel durch die Hisbollah und die verstärkten israelischen Luftangriffe auf den Südlibanon und das Bekaa-Tal haben eine hohe Zahl von Opfern insbesondere unter der Zivilbevölkerung gefordert. Der Konflikt hat die Not vieler gefährdeter Haushalte noch verschlimmert.

HEKS im Libanon

Die humanitäre Hilfe von HEKS im Libanon passt sich ständig den sich ändernden Bedürfnissen im Land an. Von 2012 bis 2020 konzentrierten sich die umgesetzten Projekte auf Wohnraum und Erwerbsmöglichkeiten für Palästinenser:innen, die vor dem Krieg in Syrien geflohen waren. Für die aus Palästina und Syrien stammenden Personen ist der Zugang zum Arbeitsmarkt stark eingeschränkt, sie können sich kaum eine ausreichende Existenzgrundlage aufbauen und sind daher besonders von Armut betroffen.

Ein grosses Projekt unterstützte während 18 Monaten nach der Explosion im Beiruter Hafen monatlich bis zu 3000 libanesische Haushalte mit Bargeld, wobei der Schwerpunkt zunehmend auf gefährdete Gruppen wie Haushalte mit weiblichem Haushaltsvorstand und ältere Menschen gelegt wurde. Ab Mitte 2022 verlagerten sich die Prioritäten auf die Unterstützung syrischer Familien durch eine Zusammenarbeit mit der Partnerorganisation «Najdeh» und «Terre des hommes», um die Probleme der Kinderarbeit anzugehen und die wirtschaftliche Situation der Familien zu verbessern.

Im Rahmen eins neuen Projektes können palästinensische Geflüchtete nun eine Berufsausbildung absolvieren, die ihnen den Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht. Das Projekt zielt darauf ab, den benachteiligten und historisch diskriminierten palästinensischen Geflüchteten und anderen sozial benachteiligten Gruppen aus dem Lager Ein El-Hilweh und der Umgebung von Saida eine langfristige Perspektive zu bieten. Das Projekt baut auf der langjährigen Partnerschaft von HEKS mit «Najdeh» auf und bietet Frauen einkommensschaffende Perspektiven in der nach wie vor von Männern Lagerwirtschaft. 

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