Ein alter Konflikt fordert immer neue Opfer
HEKS leistet Nothilfe für armenische Geflüchtete aus Berg-Karabach: Die jüngste Gewalteskalation in der Region Berg-Karabach Ende September 2023 hat hunderttausend armenisch-stämmige Bewohner:innen der Region zur Flucht nach Armenien gezwungen. Diese Menschen brauchen kurzfristig dringend Unterkünfte, Nahrungsmittel und weitere Güter des täglichen Bedarfs und mittelfristig eine Perspektive.
Der Jahrzehnte alte Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Berg-Karabach im Südkaukasus bis Ende September 2023 hat zu einer humanitären Tragödie geführt, vor allem für die Zivilbevölkerung beider Seiten. Nach dem jüngsten Gewaltausbruch im September 2023 und der Eroberung des gesamten Gebietes durch die aserbaidschanische Armee ist mittlerweile fast der gesamte armenisch-stämmige Teil der Bevölkerung von Berg-Karabach, insgesamt über 100 000 Menschen, aus Furcht vor ethnisch motivierten Übergriffen von aserbaidschanischer Seite, aus der umkämpften Region ins benachbarte Armenien geflüchtet.
Nothilfe im Aufnahmeland Armenien
Die Situation für die Geflüchteten ist dramatisch. Die grösste und schwierigste Herausforderung für das Aufnahmeland Armenien war deren Unterbringung und Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern des täglichen Bedarfs. In einer ersten Phase leistete HEKS in Zusammenarbeit mit seinen langjährigen lokalen Partnerorganisationen «Armenia Round Table» und «Syunik Developement NGO» Nothilfe von vorerst 300 000 Franken für 1640 vulnerable Personen. Das sind vor allem Alleinerziehende, Familien mit Kindern und ältere Menschen. So erhielten 1000 Familien eine Bargeldunterstützung von je rund 120 Franken, damit sie sich mit lebensnotwendigen Gütern des täglichen Bedarfs (Lebensmittel, Hygieneartikel, Miete u.ä.) versorgen können. Für weitere 320 Geflüchtete wurden Unterkünfte zur Verfügung gestellt, samt Essen und psychosozialer Unterstützung sowie Betreuungsangeboten für die Kinder.
Nebst den dringlichsten humanitären Bedürfnissen brauchen die Geflüchteten weiterhin Unterstützung. So haben zum Beispiel immer noch nicht alle Betroffenen eine permanente Unterkunft gefunden. HEKS hat sich daher entschieden, diese Menschen mit zusätzlichen 1,5 Mio. Franken zu unterstützen. Damit können die Notunterkunft in Yegegis für 230 Menschen auch über den Winter zur Verfügung gestellt und Grundbedürfnisse der Geflüchteten inklusive psychologische Hilfe gedeckt werden.
Den Grundstein für eine integrative und nachhaltige Zukunft legen
Diese zusätzliche Unterstützung, die vom Kanton Genf finanziell unterstützt wird, wurde von HEKS im Dezember 2023 für einen Zeitraum von dreizehn Monaten lanciert. Das Projekt zielt darauf ab, die Resilienz der Geflüchteten zu stärken und ihren Übergang in ein stabiles und würdiges Leben in der armenischen Aufnahmegemeinschaft zu fördern.
Zum einen verteilt der lokale HEKS-Partner «Syunik - Development NGO» unter anderem Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel an die Geflüchteten. Zudem erhalten sie Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Ausbildung und psychosozialer Unterstützung.
Zum anderen, engagiert sich HEKS in Zusammenarbeit mit der Partnerorganisation «Armenian General Benevolent Union» (AGBU) für die Inklusion der Geflüchteten in den armenischen Arbeitsmarkt. Dies mit dem Ziel, dass sie ihren Lebensunterhalt möglichst bald selbst bestreiten können. Dazu durlaufen sie eine intensive Umschulung bzw. Höherqualifizierung, damit sie sich an den lokalen Kontext und den Arbeitsmarkt anpassen können. Eine wichtige Grundlage dafür sind die vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die es in Berg-Karabach gibt.
Schliesslich wird das Projekt in Partnerschaft mit der armenischen Organisation Shen NGO auch den Dialog zwischen den Geflüchteten und der einheimischen Bevölkerung fördern, indem beide Gruppen in Initiativen für gemeinsame Kleinprojekte eingebunden werden.
Mit der Förderung der physischen und psychischen Gesundheit sowie wirtschaftlichen Chancen, der sozialen Integration und der Resilienz von Gemeinschaften will HEKS die Grundlage für eine nachhaltige und integrative Zukunft sowohl für die Geflüchteten aus Berg-Karabach als auch für die Aufnahmegemeinschaften in Armenien schaffen.