Mädchen trinkt aus Glas Wasser
HEKS
Blogbeitrag von Karl Heuberger vom 17.03.2023

Recht auf sauberes Wasser: Den historischen Moment nutzen!

Recht auf sauberes Wasser: Den historischen Moment nutzen!

Wasser ist die Grundvoraussetzung für jegliches Leben auf unserem Planeten. Ein nachhaltiger Umgang mit dem Lebenselement Wasser geht uns alle an. Wir hätten ein ganzes Bündel von Möglichkeiten, um uns konkret für den Schutz des Wassers und den Zugang zu sauberem Wasser für alle Menschen einzusetzen.

Eine Tatsache bewegt mich seit Jahren: Obwohl wir auf dem «blauen Planeten» leben, haben aktuell zwei Milliarden Menschen trotzdem keinen Zugang zu sauberem Wasser. Den Vorsatz, den sich die Weltgemeinschaft vor sieben Jahren im Rahmen der weltweiten nachhaltigen Entwicklungsziele bekannt als Agenda 2030, gefasst hat, ist klar und deutlich: Bis 2030 haben alle Menschen Zugang zu sauberem Wasser und angemessener sanitärer Grundversorgung. Auch Expert:innen sagen unmissverständlich, dass es weltweit eine Vervierfachung des Einsatzes für das Recht auf Wasser benötigt, um dieses Vorhaben umzusetzen. Aber was braucht es, damit wir dieses Ziel erreichen können und welche konkreten Schritte müssen wir unternehmen? 
Karl Heuberger
Karl Heuberger

Karl Heuberger ist Themenverantwortlicher für das Recht auf Wasser bei HEKS. 

Das Ziel ist klar: Alle Menschen haben Zugang zu sauberem Wasser.

Um darauf Antworten zu finden, war für mich eine Begegnung besonders hilfreich. Anfangs Jahr traf ich an der Universität St.Gallen (HSG) in St.Gallen Pedro Arrojo-Aguda, UN-Sonderberichterstatter für die Menschenrechte auf sauberes Trinkwasser und sanitäre Grundversorgung. An dieser Veranstaltung ging es um die weltweiten Herausforderungen beim nachhaltigen Umgang mit Wasser. Im Hinblick auf die Wasser-Konferenz der Vereinten Nationen vom 22. bis 24. März 2023 in New York rief Arrojo-Aguda bei seinem Vortrag eindringlich dazu auf, diese Chance zu nutzen und mit aller Entschlossenheit auf das Ziel hinzuarbeiten.  

Historischer Moment, um die Prioritäten neu festzulegen 

Zum ersten Mal seit nahezu 50 Jahren lädt die UNO zu einer globalen Wasserkonferenz ein, mit der Absicht, das «Sustainable Development Goal» Nummer 6 bis 2030 zu erreichen. Der UN-Sonderberichterstatter ist überzeugt, es sei ein historischer Moment, um die Prioritätenordnung neu festzulegen. Er setzt sich im Vorfeld der Konferenz stark dafür ein, dass Vertreter:innen von Betroffenen – zivilgesellschaftliche Organisationen und indigenen Völkern – ihre Anliegen im Rahmen der Konferenz einbringen können und diese von der internationalen Gemeinschaft auch ernst genommen werden. Es könne nicht sein, führte er weiter aus, dass Wasser immer mehr zu einer Ware und einem Handelsgut werde, ja sogar als das «blaue Gold» auf den Finanzmärkten eine immer grössere Rolle spiele. Die Weltgemeinschaft müsse mit allem Nachdruck dafür einstehen, dass Wasser ein öffentliches Gut und der Zugang zu sauberem Wasser ein Menschenrecht bleibe und entsprechend geschützt und gefördert werde.  

 

Bauer bei der Arbeit
HEKS und die Agenda 2030
Der Weg zur nachhaltigen Entwicklung

Die «Agenda 2030» der UNO ist ein globaler Plan zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung bis 2030. Sie wurde 2015 von den UNO-Mitgliedsstaaten verabschiedet. Die darin festgehaltenen 17 Ziele und 169 Unterziele – die «Sustainable Development Goals» (SDGs) – berücksichtigen alle drei Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung: ökonomische, soziale sowie ökologische Aspekte. Das übergeordnete Ziel ist, Niemanden zurückzulassen.

Der Schweiz fällt eine besondere Rolle zu

Was leistet die Schweiz für einen Beitrag, um dieses Ziel zu erreichen? Auch wenn wir heute schon viel tun, bin ich überzeugt, dass unser Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft ist. Wir könnten wesentlich mehr beitragen. Denn in der Schweiz ist es selbstverständlich, dass Wasser ein öffentliches Gut ist. Meine Vision ist es, dass wir uns einsetzen für öffentlich-öffentliche Partnerschaften zwischen Schweizer Gemeinden und Städten und Gemeinden und Regionen im globalen Süden.  

Meine Vision ist es, dass wir uns einsetzen für öffentlich-öffentliche Partnerschaften zwischen Schweizer Gemeinden und Städten und Gemeinden und Regionen im globalen Süden.

Die lokalen und regionalen Wasserversorgungen sind mehrheitlich in öffentlicher Hand und verfügen über ein hohes Fachwissen in Bezug auf eine sichere Wasserversorgung. Es gibt eindrückliche Erfahrungen von öffentlich-öffentlichen Partnerschaften zwischen Wasserversorgungen bei uns und ausgewählten Regionen und Städten im globalen Süden. Hier liegt ein riesiges Potenzial − in der Vernetzung und im fachlichen Austausch. Einzelne Städte haben bereits erste Erfahrungen gemacht, wie zum Beispiel die Stadt St.Gallen. Sie ist Mitglied von «Blue Community» und hat im letzten Jahr den freiwilligen Wasserrappen erfolgreich eingeführt. Mit diesen Einnahmen werden Projekte im Hinblick auf den Zugang zu Wasser finanziert. Die Stadt Lausanne ist ein weiteres Beispiel. Sie steht in einem partnerschaftlichen Austausch mit der Wasserversorgung der mauretanischen Hauptstadt Nouakchott. Die Stadt Bern wurde als erste Hauptstadt der Welt Mitglied der «Blue Community» und hat während drei Jahren das Wasserobservatorium am Rio Pardo in Brasilien unterstützt. Das Observatorium besteht aus 35 lokalen Organisationen, die sich für den Schutz des Rio Pardo und eine gerechte Wasserverteilung einsetzen.  

Auch die Schweiz, das Wasserschloss Europas, steht im Zusammenhang mit dem Klimawandel und der Belastung der Gewässer vor grossen Herausforderungen. Und genau deshalb, weil es auch in der Schweiz viel zu tun gibt für den nachhaltigen Schutz des Wassers und die Sicherung des Rechts auf sauberes Wasser, ist es von grösster Wichtigkeit, uns mit Erfahrungen aus anderen Weltgegenden auseinanderzusetzen und solidarisch zu handeln. 

Gemeinsamer Auftritt von Schweizer Akteur:innen an der UN-Wasserkonferenz in New York.

Mehrere Organisationen haben sich vereint und einen Auftritt der Schweiz an der UN-Wasserkonferenz vom 21. März in New York vorbereitet. Die EAWAG, DEZA und HEKS in Zusammenarbeit mit «Blue Community», «Solidarit’eau Suisse», «Swiss Water Partnership» und weiteren Akteuren werden dort das Wasserflussdiagramm vorstellen. Ein konkretes Instrument, um solche öffentlich-öffentlichen Partnerschaften zu fördern.  

Was macht HEKS hinsichtlich des Rechts auf Wasser? 

HEKS unterstützt in seiner Programmarbeit eine Vielzahl von Projekten für einen Zugang zu Wasser und engagiert sich zusätzlich in mehreren Netzwerken für die Sensibilisierung in Bezug auf Wasser. Seit 2017 ist HEKS aktives Mitglied von «Blue Community». Immer mehr Kirchgemeinden, Universitäten und Städte schliessen sich diesem Netzwerk an. HEKS und die anderen «Blue Community»-Mitglieder verpflichten sich dazu, sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Wasser einzusetzen und Mittel und Wege zu finden, um in der Schweiz und in ausgewählten Regionen des globalen Südens einen konkreten Beitrag für das Recht auf Wasser zu leisten. 

Was wir für das Recht auf sauberes Wasser für alle tun können 

Auf globaler Ebene 
Unterstützung des Aufrufs ‘Wasser ist ein Menschenrecht’: https://www.bluecommunity.ch/eventleser/internationaler-aufruf-wasser-ist-ein-menschenrecht  

Als Bürger:innen 
Uns informieren und für eine Mitgliedschaft unserer Kirchgemeinde, Gemeinde, Stadt, Schule oder Kirchgemeinde bei Blue Community einsetzen  

Im Alltag 
Ein bewusster, nachhaltiger Umgang mit der Ressource Wasser: 
https://wfw.ch/wasserwissen/wasserfussabdruck#/   
https://wfd.de/thema/wasserfussabdruck  

Eine wichtige gemeinsame Aktion von Blue Community ist der jährlich stattfindende Weltwassertag. In einzelnen Regionen wie Zürich oder Biel finden während einer ganzen Woche oder eines Monats mehrere Veranstaltungen und Aktivitäten rund ums Thema Wasser statt. Mehr dazu unter: www.bluecommunity.ch

Während der Weltwasserwoche bieten Blue Communities zudem eine Vielzahl von Aktivitäten zu aktuellen Wasserthemen in der Schweiz an. Im Kanton Zürich findet vom 18. bis 25. März die 4. Weltwasserwoche statt. Die Zürcher Blue Communities – die Stadt Dietikon, die Universität, HEKS, VPOD und die reformierten Kirchgemeinden Zürich und Wülflingen – haben ein vielfältiges Programm zusammengestellt.

Zur Agenda Weltwasserwoche im Kanton Zürich - bluecommunity.ch

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