Semere aus dem Tandemprojekt
Blogbeitrag von Benjamin Muff vom 17.11.2022

Ein Tandem mit reicher Ernte

Ein Tandem mit reicher Ernte

Der 30-jährige Benjamin Muff aus Zürich war mehrere Jahre lang freiwilliger Tandem-Teilnehmer im HEKS-Garten in Zürich. Er begleitete einen jungen Mann aus Eritrea und zwischen den Beeten entstand eine schöne Freundschaft.

Semere und ich stehen am Rande eines kahlen Langbeets. Kaum etwas Grünes ist in der Erde im Gemeinschaftsgarten Hardau in Zürich zu sehen. Das bereitet uns allerdings keine Sorgen. Im Gegenteil: Soeben haben wir gegen 30 Kilogramm Kartoffeln aus dem Boden gebuddelt – ¬eine reiche Ernte, die wir in diesem Herbst einfahren können. Es ist aber nicht nur die Kartoffelernte, auf die wir mit Stolz zurückschauen.

Portrait Benjamin Muff
Benjamin Muff

Benjamin Muff wohnt in Zürich und arbeitete freiwillig im HEKS-Garten Hardau in Zürich.

Ein Experiment

Vor rund zweieinhalb Jahren habe ich Semere Gebru (36) aus Eritrea im Rahmen des HEKS-Gartentandems kennengelernt. Für uns beide war es ein Experiment, dessen Ausgang wir natürlich nicht kannten. Das Experiment nahm aber schneller als erwartet Fahrt auf: Regelmässige Treffen im Garten und Diskussionen über die Wahl und das Vorgehen beim Anbau des Gemüses legten das Fundament für eine Freundschaft.

Semere hat mittlerweile eine Lehrstelle in Gartenbau und -Pflege bei der UZH Irchel angefangen und ist zum zweiten Mal Vater geworden.

Semere lehrte mich die Namen von Pflanzen in seiner Muttersprache Tigrinya und erklärte, wie der Anbau in Eritrea funktioniert. Ich erzählte ihm Wissenswertes über das Leben in der Schweiz und half ihm beim Schreiben von Bewerbungen. Semere war als anerkannter Flüchtling mit seiner Familie erst seit wenigen Jahren in der Schweiz und brauchte noch Unterstützung. Sein grosses Ziel war, sich ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen – eine Aufgabe, die ihm viel abverlangte und Rückschläge bereithielt.

Ein grosser Erfolg

Drei Gartensaisons lang haben wir als Team das Langbeet Nummer drei im Gemeinschaftsgarten bestellt. Aus Gesprächen wurden Erfolgserlebnisse. Aus gesäten Samen wurden Pflänzchen und schliesslich Ernten. Nun, in diesem Spätsommer am Rande des abgeernteten Kartoffelackers, trennen wir uns vom gemeinsamen Gartenprojekt. Semere hat mittlerweile eine Lehrstelle als Gartenbauer bei der UZH Irchel angefangen und ist zum zweiten Mal Vater geworden. An den Wochenenden bestreitet er erfolgreich Rennen als Langstreckenläufer.

Ich freue mich, ihn auf seinem Weg begleitet zu haben. Zufrieden teilen wir die Kartoffeln auf und machen uns auf den Heimweg. Künftig werden wir uns nicht mehr Woche für Woche im HEKS-Gemeinschaftsgarten der Hardau treffen. Die Freundschaft wird aber bestehen bleiben.

Benjamin Muff und Semere Gebru

Links

Zum SRF-Beitrag über Benjamin und Semere:
Integration durch Gartenarbeit (SRF mitenand, 13.9.2020)

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