Schwierige Bedingungen für junge Landwirt:innen
Wie gelangt man als Millennial in Europa oder in Afrika an Land, wenn man noch nicht Landwirtin oder Landwirt ist?
Die Frage «Wie gelangt man als Millennial in Europa oder in Afrika an Land, wenn man noch nicht Landwirtin oder Landwirt ist?» stand im Zentrum der lebhaften Diskussion, der ich an der HEPIA (Genfer Fachhochschule für Landwirtschaft, Ingenieurwissenschaften und Architektur) im Rahmen der Tage der Agrarökologie beiwohnte. Die Jungen und die Studierenden des Bereichs waren zahlreich anwesend, was zeigte, wie wichtig ihnen ihre Zukunft ist. Die Rednerinnen und Redner – ein junger Agrarökonom aus Genf, eine junge beninische Landwirtin sowie Koordinatorinnen und Koordinatoren von sozialen und landwirtschaftlichen Verbänden aus Genf und der Haute-Savoie – erklärten, wie die Gesetze zu Bodenrechten, die Vorschriften, die Finanzierungsarten in der Landwirtschaft und die Agrarpolitik die Jungen und die Millennials einschränken.
Keine Unterstützung für junge Landwirt:innen
Gemäss Valentina Hemmeler Maïga, Generaldirektorin des kantonalen Amtes für Landwirtschaft und Natur, bestimmen in Genf drei Gesetze den Zugang der Jungen zu Boden: das Bundesgesetz über die Landwirtschaft (LwG), das Bundesgesetz über das bäuerliche Bodenrecht (BGBB) und das Bundesgesetz über die Raumplanung (RPG). Keines dieser Gesetze unterstützt junge Landwirtinnen und Landwirte oder Personen, die nicht aus einer Landwirtschaftsfamilie stammen. Gemäss LwG muss man, um als Landwirtin oder Landwirt zu gelten, zusätzlich zur Ausbildung auch Gebäude und Maschinen besitzen sowie angemessene Finanzen vorweisen können, um die wirtschaftlichen Risiken tragen zu können – alles Voraussetzungen, die viele Jungbäuerinnen und Jungbauern nicht erfüllen können. Auch die anderen Gesetze wie das BGBB, das die Bewirtschaftung auf Selbstbewirtschafter beschränkt und das Teilen von Parzellen verbietet, unterstützen die Jungen nicht.
Antoine Boudra, ein junger Genfer Bauer, wurde mit all diesen Problemen konfrontiert. Bis vor kurzem noch war er selbst Student an der HEPIA. Er gehört zu den wenigen, die Zugang zu landwirtschaftlichem Boden erhalten haben. Seinen Betrieb verdankt er einer Chance, die er vor zwei Jahren erhalten hat: Er konnte sich mit einem älteren Landwirten zusammenschliessen, der ihm nicht nur Boden zur Bewirtschaftung gegeben hat, sondern ihm auch versprochen hat, seine Sozialversicherungen zu bezahlen, sollte er wegen schlechten Ernten dazu nicht mehr in der Lage sein. Anders gesagt: Er übernahm für ihn die wirtschaftlichen Risiken. Letzten Endes tat der ältere Landwirt all das, was der Staat hätte tun müssen.
Alles, was sie dazu benötigen, sind Autonomie und Zugang zu Boden.
Antoine ist glücklicherweise nicht gescheitert. Von Anfang an widmete er sich der biologischen Landwirtschaft und ist für sein zweites Betriebsjahr voller Hoffnung. Er erzählte, welche wissenschaftlichen Kenntnisse und Methoden er – mit nur wenigen Maschinen – anwendet. Es müsste den jungen Landwirtinnen und Landwirten möglich sein, alle Technologie- und Kommunikationsinstrumente nutzen zu können, die die Landwirtschaft ökologischer und nachhaltiger machen. Alles, was sie dazu benötigen, sind Autonomie und Zugang zu Boden.
Die anderen Diskussionsteilnehmenden sind auf der Suche nach Lösungen, um auf die Bedürfnisse der Jungbäuerinnen und Jungbauern zu reagieren. Der französische Verband «Terre de Liens» verfolgt das Ziel, die Bevölkerung zu mobilisieren, damit Biolandwirtinnen und -landwirte Zugang zu Boden erhalten, insbesondere junge und neue Bäuerinnen und Bauern. Die Mitglieder des Verbandes machen Sparrücklagen, um damit Grundstücke zu kaufen und diese anschliessend denjenigen zur Verfügung zu stellen, die ein gemeindebasiertes und wirtschaftlich, ökologisch und sozial nachhaltiges Landwirtschaftsprojekt umsetzen möchten.
Probleme in Europa aber auch in Afrika
Der Verband «Jardins de l’Espoir» aus Benin arbeitet mit demselben Ansatz. Natürlich ist der landwirtschaftliche Kontext in Afrika ein ganz anderer als in Europa: Im Gegensatz zu Europa, das von der Konzentration von Agrarland und der Überalterung der Landwirt:innen gezeichnet ist, ist die Tendenz in Afrika das Teilen von Ländereien und die Verjüngung der Landwirtinnen und Landwirte. Die Parzellen werden immer kleiner. Zudem wird in Afrika erwartet, dass junge Hochschulabgängerinnen und -abgänger sich ‹geachteteren› Berufen widmen als der Arbeit auf dem Feld. «Es ist die Kultur, die sie entmutigt, diese Laufbahn zu verfolgen», erzählt die junge beninische Bäuerin. Der Verband «Jardins de l’Espoir» arbeitet hauptsächlich daran, die Bevölkerung zu sensibilisieren und die Jungen sowohl in der Produktion als auch in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte auszubilden.
Trotz der Unterschiede zwischen den beiden Kontinenten sind die Ergebnisse dieselben. Den Jungbäuerinnen und Jungbauern wird der Zugang zu Boden zunehmend verwehrt, und die Landwirtschaft sowie die Zukunft unseres Lebensmittelsystems sind gefährdet. Es ist Zeit, die Agrarpolitik zum Vorteil der Jungen zu ändern. Ohne Generationenwechsel können das Fortbestehen der Landwirtschaft und der Lebensmittelsysteme sowie die Entfaltung ihres Potenzials zur Bekämpfung des Klimawandels nicht gewährleistet werden.