Michael Kaminer: Traumfänger auf einer Reise in die eigene Geschichte
Er schämte sich dafür, dass er mehr als 40 Jahre gebraucht hatte, um zu verstehen, dass sein Kibbuz 1948 auf den Ruinen eines arabischen Dorfes errichtet worden war.
Michael Kaminer wurde 1964 im Kibbuz Tzor’a geboren. Seine Eltern gehörten nicht zu den Gründern des Kibbuz, sondern zogen erst im Jahr seiner Geburt dorthin. Nach seiner Schulzeit im Kibbuz leistete er vier Jahre Militärdienst, unter anderem auch im Westjordanland. Nach einer Weltreise studierte er in Tel Aviv Filmwissenschaften. Mit Abschluss seines Studiums lernte er seine Frau Tal kennen und kehrte mit ihr in seinen Kibbuz zurück, wo er ein Filmstudio eröffnete. Als er in den Archiven des Kibbuz’ Tzora die Fotografien und verwackelten Filmaufnahmen aus den Gründertagen seines Kibbuz anschaute, schämte er sich. Er schämte sich dafür, dass er mehr als 40 Jahre gebraucht hatte, um zu verstehen, dass sein Kibbuz 1948 auf den Ruinen eines arabischen Dorfes errichtet worden war. Was damals im israelischen Unabhängigkeitskrieg ein hoffnungsvoller Neubeginn für das jüdische Volk war, war für die arabische Bevölkerung eine Katastrophe, die «Nakba». Sie flohen vor den heranrückenden israelischen Truppen, verliessen ihre Häuser und Felder und liessen alles zurück – in der Hoffnung, bald zurückzukehren.