Rassismus beim Namen nennen!
Was für viele eine Lebensrealität ist, ist für andere völlig unsichtbar.
Und doch ist das, was für viele eine Lebensrealität ist, für andere völlig unsichtbar. Wenn wir zur Mehrheit der Gesellschaft gehören, die das Privileg hat, nicht persönlich von rassistischer Diskriminierung aufgrund unseres Namens, unserer Sprache oder unserer Hautfarbe betroffen zu sein, ist es schwer zu erkennen, wann und wo Diskriminierung stattfndet. Menschen ohne Diskriminierungserfahrung haben vielleicht das Gefühl, dass es einfach Pech ist, wenn andere bei Bewerbungen um Jobs und Wohnungen immer wieder abgelehnt werden, oder dass sie sich nicht genug anstrengen. Oder dass es sich um eine normale Stichprobe handelt, wenn die Tasche beim Einkaufen zum x-ten Mal durchsucht wird. Vielleicht denken wir, dass Menschen, die immer wieder von solchen Vorfällen berichten, übertreiben.
Wir erkennen Diskriminierung und Rassismus nicht, wenn wir nicht genau hinschauen. Sie machen uns Angst, erinnern uns an historische Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten und machen und machen uns unsere eigenen Privilegien bewusst. Als Reaktion auf diese Angst suchen wir vielleicht nach Zeichen, die unser Weltbild bestätigen: nach Statistiken, oder wir suchen nach Schlagzeilen, die bestätigen, dass es sich bei einem Täter um eine ausländische Person handelt.
Als Gesellschaft haben wir uns zwar weiterentwickelt, aber einige alte Denkmuster halten immer noch an.
Um das Problem zu umgehen, wählen wir vielleicht einen anderen Begriff und sprechen von «Inklusion» oder «Anstand»: Wären alle anständig, so die Hoffnung, dann wäre das Problem ja gelöst. Rassismus hat aber nichts mit Inklusion oder Anstand zu tun. Rassismus ist eine Ideologie, die historisch bedingt ist, um Kolonialismus, Übergriffe und Herabwürdigung zu rechtfertigen. Als Gesellschaft haben wir uns zwar weiterentwickelt, aber einige alte Denkmuster halten sich hartnäckig. Die Ausdrucksformen des Rassismus sind neu, aber die Fundamente sind dieselben.
Es geht darum zu verstehen, wie unsere Erfahrungen uns prägen.