Wer gehört zur Schweiz?
Wir − die Schweizer, Ihr − die Ausländer
Die zunehmende Vielfalt durch Migration stellt das bisherige Narrativ von «Wir» − die Schweizer und «Ihr» − die Ausländer − infrage. Wenn in der Schweiz vier von zehn Menschen einen Migrationshintergrund haben, ist es höchste Zeit zu hinterfragen, wie sinnvoll es ist, die Gesellschaft noch im Zeichen dieser Dualität zu sehen. Waren Frauen eine «Minderheit», die sie faktisch nie waren, so ist heute die Bevölkerung mit Migrationshintergrund eine Minderheit, die bald keine mehr sein wird. Umso wichtiger ist es, die Augen nicht vor der Realität zu verschliessen, sondern miteinander zu reden, sich aktiv für Zugehörigkeit und Teilhabe dieser Bevölkerungsgruppe einzusetzen und die Vielfalt anzuerkennen.
Mehr und mehr Stimmen sind am Tisch zu hören
Vielfalt trägt zwar nicht automatisch zu einer Öffnung der Gesellschaft bei. Aber in Einwanderungsgesellschaften, insbesondere in denen, die sich als Demokratien verstehen, erfordert sie chancengerechte Teilhabe für deren Bevölkerung. In seinem Buch «Das Integrationsparadox» erklärt der deutsche Soziologe Aladin El-Mafaalani gesellschaftliche Teilhabe mit einer Tisch-Metapher: Am Anfang sassen viele Menschen auf dem Boden, darunter auch die erste Generation von Menschen mit Migrationshintergrund, die bescheiden und fleissig war und keinen Anspruch auf volle Zugehörigkeit und Teilhabe erhob. Mit der Zeit setzten sich immer mehr Personen an den Tisch. Irgendwann begannen die Menschen, sich an der Diskussion zu beteiligen. Und schliesslich wollten sie auch das Rezept mitbestimmen. Mehr und mehr Stimmen waren am Tisch zu hören.
Mehr Teilhabe führt nicht zu mehr Harmonie, aber...