Zwei Jungen ziehen einen Eimer aus einem Brunnen in Pespire, Honduras
HEKS/Alan Meier
Blogbeitrag von Karl Heuberger vom 06.07.2022

Zugang zu Wasser – es geht uns alle an

Zugang zu Wasser – es geht uns alle an

Wir wissen es ja: Zugang zu Wasser ist lebensnotwendig. In unserem Alltag öffnen wir den Wasserhahn und selten ist uns bewusst, wie kostbar und nicht selbstverständlich der Zugang zu sauberem Wasser ist. Von einem bin ich überzeugt: Wir haben es in der Hand, dem Menschenrecht auf Wasser zum Durchbruch zu verhelfen.

Die heissen Junitage 2022 haben uns erneut eine leise Ahnung davon gegeben, was es heissen könnte, wenn der Regen über längere Zeit ausbleibt, die Kulturen auf den Feldern vertrocknen, der Pegel unserer Seen und Flüsse sinkt, Bäche und Tümpel austrocknen. Die Schweiz wird immer wieder das Wasserschloss Europas genannt – aber werden wir unserer Rolle auch wirklich gerecht?  
 

Unser Wasserfussabdruck

Jeder Mensch in der Schweiz verbraucht im Haushalt zum Trinken, Kochen, Reinigen und Waschen 162 Liter Wasser pro Tag. Wenn man das virtuelle Wasser, das benötigt wird, um Lebensmittel, Getränke, Kleidung und andere Konsumgüter herzustellen mitberücksichtigt, beläuft sich der Wasser-Fussabdruck auf 4200 Liter pro Person und Tag. Nur 18 Prozent des Wasser-Fussabdrucks werden innerhalb der Schweiz erzeugt. Ein bemerkenswerter Anteil von 82 Prozent entfällt auf importierte Waren und Dienstleistungen. 
 

Karl Heuberger
Karl Heuberger

Karl Heuberger ist Themenverantwortlicher für das Recht auf Wasser bei HEKS. 

Ohne Wasser gibt’s kein Leben. Deswegen haben die Vereinten Nationen im Jahr 2010 den Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung zu einem Menschenrecht erklärt.

Wasser ist ein öffentliches Gut – Wolken und Flüsse kennen keine Gemeinde-, Kantons- und Landesgrenzen – das Wasser befindet sich in einem Kreislauf rund um den Globus. Ohne Wasser gibt’s kein Leben. Es war mehr als folgerichtig, dass die Vereinten Nationen im Jahr 2010 den Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung zu einem Menschenrecht erklärt haben. In den Zielen für Nachhaltige Entwicklung, oder auch Agenda 2030 genannt, ist unter Ziel Nr. 6 festgehalten: Die Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle ist gewährleistet.

2.2 Mrd. Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser

Wir haben bereits Halbzeit seit der Verabschiedung der Agenda 2030 – und noch immer haben 2.2 Mrd. Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, d.h. sie sind gezwungen, verschmutztes Wasser zu trinken oder sich das Wasser über lange Distanzen und mit viel Aufwand zu besorgen. Wollen wir das Ziel bis 2030 erreichen, und dieser Verpflichtung der internationalen Gemeinschaft hat die Schweiz zugestimmt, braucht es unser ganzes Engagement und unsere Kreativität. Das Engagement der offiziellen Schweiz für Zugang zu Wasser, im Besonderen der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), ist vorbildlich – aber es genügt nicht. Wir alle, die Zivilgesellschaft, sind eingeladen, uns dafür einzusetzen, dass die Menschheitsfamilie dieses Ziel bis 2030 erreicht. Es gibt nicht nur das Menschenrecht auf Wasser – mit dem Recht ist auch eine Pflicht verbunden, sich für den Zugang zu Wasser für alle Menschen einzusetzen. 

Mitte Juli 2022 wird die Schweiz ihren Fortschrittsbericht zur Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung vor der UNO in New York präsentieren. Doch zentrale Baustellen werden ausgeblendet: So verliert der Bericht kein Wort über den durch unseren Konsum verursachten Wasser-Fussabdruck im Ausland. Die Plattform Agenda 2030 erarbeitete einen zivilgesellschaftlichen Bericht. Dieser Bericht, zu dem auch HEKS Mitarbeiter:innen beigetragen haben, wurde am 6. Juli veröffentlicht.
 

Meine Vision: Die ganze Schweiz – eine Blue Community

Blue Community ist ein internationales Netzwerk von Gemeinden, Städten, Universitäten, Schulen, NGOs (Nichtregierungsorganisationen), Vereinen etc., die sich verpflichten, einen konkreten Beitrag zum Erreichen des Menschenrechts auf Wasser zu leisten. Städte wie Bern, St. Gallen und Dietikon, aber auch Berlin, Paris und Brüssel sind Mitglied. Vor wenigen Wochen hat sich die Universität Zürich zur Blue Community erklärt. Mitglied von Blue Community zu werden heisst unter anderem, sich dafür zu verpflichten, dem Leitungswasser gegenüber dem Flaschenwasser Vorzug zu geben und Initiativen von Menschen im Globalen Süden zu unterstützen, die sich für das Recht auf Zugang zu Wasser einsetzen.
 

Blue Community
Blue Community

In der Schweiz erhalten wir für ca. 2.30 CHF 1000 Liter Wasser von bester Qualität aus dem Wasserhahn.

Die Wasserversorgung in der Schweiz ist auf einem sehr hohen Standard – im Durchschnitt erhalten wir für 2.30 CHF 1000 Liter Wasser von bester Qualität aus dem Wasserhahn. Unsere öffentlich organisierte Wasserversorgung verfügt über ein hohes technisches und organisatorisches Wissen – dieses Know-how soll und kann im Rahmen von Partnerschaften mit Akteurinnen und Akteuren in ärmeren Regionen unserer Erde in geeigneter Art und Weise geteilt werden. 

 

Das können wir tun

  • Bei unserer politischen Wohngemeinde den Antrag einreichen, Mitglied von Blue Community zu werden.
    (https://www.bluecommunity.ch/blue-community-werden)
  • Am nächsten Weltwassertag (22. März) eine Veranstaltung zum Thema ‘Menschenrecht auf Wasser’ vorbereiten: z.B. Besichtigung der örtlichen Wasserversorgung, Aktionstag an Schulen, etc.
    (https://atiptap.org/bildung/schule/)
  • Ein rascher und konsequenter Verzicht auf den Einsatz von Pestiziden bei landwirtschaftlichem Kulturland, sowohl in Schweiz wie auch auf internationaler Ebene, da Pestizide das Grundwasser verschmutzen: d. h. Bioprodukte anstelle konventioneller Produkte kaufen, Unterstützung von politischen Vorstössen zur Reduktion oder zum Verbot des Exports und des Einsatzes von Pestiziden.
    (https://www.initiative-sauberes-trinkwasser.ch/verein/)

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