Frau steht vor einer Ruine am Meer
Christian Bobst / HEKS
Blogbeitrag von Yvan Maillard Ardenti vom 04.12.2023

Wer zahlt für die Schäden, die der Klimawandel verursacht?

Wer zahlt für die Schäden, die der Klimawandel verursacht?

Die diesjährige Weltklimakonferenz in Dubai (COP28) findet in einem Jahr der Klimarekorde statt. Die durch die Klimakrise verursachten Schäden nehmen stetig zu. Um den von diesen Schäden betroffenen Menschen zu helfen, wurde auf der letzten COP im Jahr 2022 ein «Fonds für Verluste und Schäden» eingerichtet. Die Länder des Nordens, aber auch die Unternehmen, die die Umwelt am stärksten verschmutzen, müssen nun nach dem Verursacherprinzip in diesen Fonds einzahlen.

Der Oktober 2023 war der wärmste Monat seit Beginn der Messungen. In Kanada, Spanien und Griechenland wüteten im Sommer ungewöhnliche Brände und im September wurden zehn Länder auf mehreren Kontinenten von schweren Überschwemmungen heimgesucht. Alle diese Ereignisse haben in den betroffenen Ländern grosse Schäden angerichtet und Todesopfer gefordert. Die Menschheit tritt mit grossen Schritten in ein Zeitalter ein, das von der Klimakrise und den dadurch verursachten Verlusten und Schäden geprägt ist: Immer mehr Häuser, Strassen, Brücken, Wälder und Felder werden zerstört, mit Auswirkungen auf das Leben und die Lebensgrundlagen von Millionen von Menschen. Eine Studie schätzt die Höhe der Verluste und Schäden für das Jahr 2020 auf 116 bis 435 Milliarden US-Dollar. Eine gigantische Zahl! Bis 2030 könnten es sogar 580 Milliarden US-Dollar sein.

Die Länder des Nordens, darunter auch die Schweiz, haben als Hauptverursacher der Klimakrise die Pflicht, den ärmsten Ländern zu helfen, die schwerwiegenden Folgen für ihre Bevölkerung zu mildern. Genau zu diesem Zweck wurde an der letzten COP 2022 ein «Loss and Damage Fund» beschlossen. Dieser Beschluss wurde auch dank der Lobbyarbeit der HEKS-Partnerorganisationen, darunter ICCCAD in Bangladesch, ermöglicht. Nun ist es an der Zeit, dass die Länder des Nordens nach dem Verursacherprinzip in diesen Fonds einzahlen. Die Schweiz zum Beispiel hat seit Beginn der Industrialisierung über 3 Milliarden Tonnen CO2 ausgestossen. Sie ist also mitverantwortlich für die Klimaschäden, von denen Millionen von Menschen betroffen sind, und es ist deshalb nur gerecht, wenn sie einen angemessenen Anteil in diesen Fonds einzahlt.
 

Yvan Maillard Ardenti
Yvan Maillard Ardenti

Yvan Maillard Ardenti arbeitet bei HEKS als Themenbeauftragter für Klimagerechtigkeit.

Jetzt ist es an der Zeit, dass die Länder des Nordens nach dem Verursacherprinzip in diesen Fonds einzahlen.

Die Unternehmen, die am meisten zum Klimawandel beigetragen haben, müssen sich ebenfalls finanziell an diesem Fonds beteiligen. Sie müssen Verantwortung übernehmen und dürfen sich nicht länger weigern, für die durch ihre Emissionen verursachten Schäden aufzukommen. Holcim zum Beispiel, der grösste CO2-Emittent der Schweiz, hat seit den 1950er Jahren mehr als 7,3 Milliarden Tonnen CO2 ausgestossen. Im Rahmen ihrer Klimaklage fordern vier IndonesierInnen von Holcim Kompensationszahlungen für die Schäden, die der Klimawandel auf ihrer Insel verursacht. HEKS unterstützt die Klimaklage mit einer Kampagne. 

Weiter hat das HEKS-Thementeam für Klimagerechtigkeit auch einen Beitrag zu einer parlamentarischen Motion geleistet, die von fünf Parlamentarier:innen aus vier Parteien im Schweizer Parlament eingereicht wurde. Die Motion verlangt, dass Schweizer Unternehmen entsprechend ihrer jeweiligen historischen Klimaverantwortung in den «Loss and Damage Fund» einzahlen. Es handelt sich um eine Weltpremiere: Zum ersten Mal muss sich ein Parlament mit dieser entscheidenden Frage befassen.  

Es ist zu hoffen, dass die Frage der Kompensation von Verlusten und Schäden nicht nur in der Staatengemeinschaft an der COP28, sondern auch im Schweizer Parlament auf ein positives Echo stösst. Denn viele Gemeinschaften auf der ganzen Welt warten auf Entschädigungen, wenn sie von klimabedingten Schäden betroffen sind. Das ist eine Frage der Klimagerechtigkeit!

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