Engagement für einen grundlegenden Wandel
HEKS
Blogbeitrag von Pascale Schnyder vom 22.08.2023

Zuerst reden, dann handeln.

Zuerst reden, dann handeln.

Seit 2019 engagiere ich mich beim HEKS für den Aufbau und die Verbreitung der KlimaGespräche. Eine Arbeit, die mir immer wieder aufzeigt, wie viel Energie, Ideen und konkrete Projekte entstehen, wenn Menschen gemeinsam dieses Thema angehen. Und ich habe die Erfahrung gemacht: KlimaGespräche funktionieren in ganz heterogenen Gruppen, in Schulklassen aber auch in einer Kantonalbank. 

Es ist Sommer. Es ist heiss. Viel zu heiss. Als Kind habe ich sie geliebt, die langen warmen Tage. Heute machen sie mir Angst. Spätestens, wenn das Thermometer über die 32-Grad-Marke kriecht, der Rasen gelb, der Boden voller Risse, der Algenteppich auf dem See grösser, das Atmen schwer und die Nächte tropisch werden, dann ist es bei mir vorbei mit sommerlicher Leichtigkeit. Dann ist der Klimawandel für mich zum Anfassen nah.  
Pascale Schnyder
Pascale Schnyder

Pascale Schnyder ist verantwortlich für die KlimaGespräche bei HEKS und hat die Gesprächsrunden in der Deutschschweiz seit 2019 aufgebaut.

In den letzten Jahren jagt ein Hitzerekord den anderen. Und doch gibt es auch in meinem Umfeld nach wie vor unzählige Menschen, die die Augen vor diesen Entwicklungen verschliessen. Oder sie sehen die Problematik, machen aber einfach weiter wie bisher. Was auf den ersten Blick unverständlich erscheint, lässt sich psychologisch begründen: Unser System «schützt» uns vor Wahrheiten, die unsere Gewohnheiten und Sicherheiten in Frage stellen und uns zu einschneidenden Veränderungen zwingen würden. Dabei sind wir Menschen sehr erfinderisch: Wir sehen, was wir wollen, filtern Informationen so, dass sie zu unserer Weltanschauung und bisherigen Handlungsmustern passen oder verdrängen störende Fakten geschickt.

Es gibt auch gesellschaftliche Kippunkte

Zugegeben: Die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel ist schwierig. Einerseits zählt jedes Jahr, um drastische und zunehmend unkontrollierbare Folgen der Klimaerwärmung zu vermeiden (so genannte «Klima-Kipppunkte»). Gleichzeitig fühlen sich viele Menschen – und auch ich immer wieder - dem riesigen und komplexen Klimawandel gegenüber hilf- und machtlos. Dabei ist unser Spielraum grösser als wir gemeinhin denken. Zum einen können wir mit persönlichen Verhaltensänderungen bis zur Hälfte des Schweizer CO2-Ausstosses senken, wie eine ZHAW-Studie aufzeigt. Zum anderen ist unser Einfluss auf die vorherrschende Meinung und gesellschaftliche Veränderungen extrem wichtig. Wir beeinflussen die öffentliche Wahrnehmung, wenn wir mit anderen konstruktiv über Klimafragen und Biodiversität sprechen oder in unserer Familie, Nachbarschaft oder an unserem Arbeitsplatz Initiativen anstossen und sei das auch nur das Teilen von Gegenständen, das Anlegen einer Wildwiese oder das Lancieren einer Energie-Spar-Challenge im Büro. Denn je mehr Menschen ihr Verhalten verändern und Klimafragen in ihrem Umfeld thematisieren, desto eher erreichen wir sogenannte «soziale Kippunkte» - also Momente, in denen Wertvorstellung, Haltungen oder Verhaltensmuster zum neuen gesellschaftlichen Standard werden. Gemäss unterschiedlichen Studien braucht es dazu zwischen 10 und 25 Prozent der Bevölkerung. Das ist maximal ein Viertel. Und wir können dazu gehören.
 

KlimaGespräche machen Mut und inspirieren

Hier setzen die KlimaGespräche an, die ich zusammen mit meinen Kolleg:innen von Fastenaktion seit 2019 in der Deutschschweiz aufbaue und die dank einem Netzwerk freiwilliger Moderierender an immer mehr Orten durchgeführt werden. Die KlimaGespräche unterstützen Menschen dabei, zusammen mit Gleichgesinnten ihren Handlungsspielraum zum Schutz des Klimas auszuloten. Geht es in einem ersten Schritt darum, den eigenen CO2-Fussabdruck zu berechnen und dank umfassendem Wissen und dem Austausch in der Gruppe die eigenen Handlungsmöglichkeiten zu finden, wird in einem zweiten Schritt nach den Hebeln gesucht, die über das persönliche Verhalten hinausgehen. Und natürlich befassen wir uns in den KlimaGesprächen auch mit den psychologischen Hintergründen unseres Handelns. Dabei geht es etwa um Fragen, warum uns Veränderungen so schwerfallen und wie wir unsere inneren Widerstände verringern. Die KlimaGespräche, stossen bei den Teilnehmenden Prozesse an. Und sie machen das, ohne dass jemand den Zeigefinger erhebt, ohne «Du musst» und «Du solltest», sondern über Fakten, Selbstreflexion und den Austausch mit anderen. Das ist aus meiner Sicht die grosse Stärke dieser Methode. Oder in den Worten einer Teilnehmerin: «Das war noch besser als erwartet. Ich habe mit Freude und mühelos vieles daheim endlich umgesetzt, was ich schon lange wollte. Meine Angst vor der Klimakrise ist kleiner geworden und mein Handeln bewusster. Ich suche jetzt auch wieder vermehrt das Gespräch mit meinem Umfeld zu Klimafragen, weil ich weiss, wie es besser gehen kann.» 

Während ich diesen Text schreibe, ist das Thermometer erneut auf 32 Grad gestiegen. Eine Realität, die mir immer noch Sorgen bereitet. Meine Arbeit rund um die KlimaGespräche und der Austausch mit all den vielen Menschen hilft mir aber dabei, einen Umgang damit zu finden und nicht zu erstarren, sondern immer wieder nach Lösungen zu suchen. Vielleicht treffen wir uns ja auch mal in einem KlimaGespräch?   

Die KlimaGespräche in Ihrer Region

 

KlimaGespräche helfen Ihnen, ins Handeln zu kommen. Hier finden Sie die aktuellen Daten aller KlimaGespräche, die derzeit angeboten werden.
Wir freuen uns, Sie in den KlimaGesprächen kennen zu lernen.

 

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